C47 Vierspringerspiel, Schottische Variation

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Das Vierspringerspiel C47–C49 beginnt mit den Zügen
1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Sb1–c3 Sg8–f6 und kann sich auch durch Zugumstellung aus dem Dreispringerspiel, der Russischen Verteidigung, der Wiener Partie, oder aus C44 Schottisch entwickeln.

 

Varianten des Vierspringerspiels (C47, 48 und 49):

  • Schottisches Vierspringerspiel: 4. d2–d4 führt oft nach 4. … e5xd4 5. Sf3xd4 zur Hauptvariante der Schottischen Partie 5. Sc3–d5 ist das Belgrader Gambit.
  • Spanisches Vierspringerspiel: 4. Lf1–b5
  • Italienisches Vierspringerspiel: 4. Lf1–c4 (4. … Lf8–c5 siehe Italienische Partie 4. Sc3 Sf6) kann das Scheinopfer Sf6xe4! 5. Sc3xe4 d7–d5 zur Folge haben, das Schwarz das Übergewicht im Zentrum gibt. 5. 0–0 Se4xc3 6. d2xc3 ergäbe die nachträgliche Annahme des nach Lionel Kieseritzky und Samuel Boden benannten Boden-Kieseritzky-Gambits der Russischen Verteidigung.
  • Gunsberg-Variante: 4. a2–a3 wartet die Entwicklung des Läufers f8 ab. Durch 4. … d7–d5 kann Schwarz die Rolle des Weißen im Schottischen Vierspringerspiel einnehmen.
  • Glek-Variante: 4. g2–g3
  • Van der Wiel-Variante: 4. Lf1–e2
  • Das Sizilianische Vierspringerspiel ist eine Variante der sizilianischen Verteidigung. Sie ist in den ECO-Codes unter dem Schlüssel B45 klassifiziert und entsteht nach den Zügen:1. e2–e4 c7–c5 2. Sg1–f3 e7–e6 3. d2–d4 cxd4 4. Sf3xd4 Sg8–f6 (Sb8–c6) 5. Sb1–c3 Sb8–c6 (Sg8–f6)

Das Vierspringerspiel gilt als ruhige, positionelle Eröffnung. Allerdings kann Weiß mit dem riskanten Halloween-Gambit (4. Sf3xe5) durch ein Figurenopfer das Spiel verschärfen.

Hier geht es aber speziell um C47, der Schottischen Variante und da sind die C47 Sub-Varianten:


1.e4 e5 2.Nf3 Nc6 3.Nc3 Nf6 4.d4

  • Four knights, Scotch variation 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. d4
  • Four knights, Scotch, Krause variation 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. d4 Bb4 5. Nxe5
  • Four knights, Scotch,4…exd4 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. d4 exd4
  • Four knights, Belgrade gambit 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. d4 exd4 5. Nd5

Meisterpartien:



Kandidatenturnier 8. Runde, 26. Juni 2022

Kandidatenturnier 8. Runde, 26. Juni 2022

Kandidatenturnier 13. Runde, 3. Juli 2022

Slawische Verteidigung

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Die Slawischen Verteidigung (D10 – D19) ist eine Variante des Damengambits und beginnt mit 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 c7–c6
Vorteile: Der Läufer auf c8 wird nicht behindert, Schwarz behält ein starkes Zentrum, der Bauer c4 könnte bald angegriffen werden.
Nachteile: Die Entwicklung von Schwarz ist langsamer, wenn Sie mit … c5 zurückschlagen, verlieren Sie einen Zug, das c6-Feld ist für den springer gesperrt.
Das 1. Spiel der 1. offiziellen WM 1886 war eine Slawische Verteidigung, weshalb sie hier gut als Beispiel passt.

Steinitz bringt schon im 3. Zug den Läufer auf f5 und dann folgt erst e6 und Springer d7, somit ist der Läufer nicht blockiert.

Varianten:

Die Abtauschvariante mit 3. c4xd5 c6xd5 ist ziemlich ausgeglichen und wird eher selten gespielt.
Eine Varianten mit 3. Sg1–f3 ist die Alapin-Variante
Durch den Springerzug von Weiß kann Schwarz seine Grundidee nicht sofort umsetzen, denn 3. … Lc8–f5? scheitert an 4. c4xd5 c6xd5 5. Dd1–b3. Die üblichen Antworten von Schwarz sind daher entweder 3. … e7–e6, was in die halbslawische Verteidigung transponiert, oder
3. … Sg8–f6
4. Sb1–c3 d5xc4
Hinter dieser nachträglichen Annahme des Gambits steckt der Plan, den Mehrbauern mittels 5. … b5 zu verteidigen, was Weiß mittels
5. a2–a4
zu verhindern versucht. Die häufigsten Antworten von Schwarz sind
5. … Lc8–f5 (Tschechische Verteidigung): Schwarz setzt seinen ursprünglichen Plan in die Tat um.
6. e2–e3 e7–e6 7. Lf1xc4 Lf8–b4 8. 0–0 bringt Weiß leichten Raumvorteil. Das weiße Bauernzentrum ist nicht so beweglich wie es aussieht: d4–d5 führt zu Abtausch und Verflachung, e4–e5 ergibt Stärken und Schwächen für beide Seiten. Schwarz wird auf e6–e5, c6–c5 oder b7–b5 langsam hinarbeiten.
Der Rückgewinn des c4 mittels 6. Sf3–e5 e7–e6 7. f2–f3 führt durch 7. … Lf8–b4 8. e2–e4 Lf5xe4 9. f3xe4 Sf6xe4 10. Lc1–d2 Dd8xd4 zu erheblichen Komplikationen. Die Idee der sofortigen Durchsetzung des Bauernzentrums mittels f2–f3 und e2–e4 war es, einen Lg6 auf Granit beißen zu lassen. Eine Alternative für Schwarz ist 6. Sf3–e5 Sb8–d7 7. Se5xc4 Dd8–c7 mit der Idee 8. g2–g3 e7–e5.
5. … Lc8–g4 (Steiner-Variante): Mithilfe des Läuferzuges soll 6. e2–e4 verhindert werden, denn es folgte 6. … e7–e6 7. Lf1xc4 L8–b4 mit einer Fesselung beider weißer Springer. Die übliche Antwort von Weiß auf die Steiner-Variante ist 6. Sf3–e5, um seinerseits den Läufer g4 zu befragen und den Bauern c4 zurückzugewinnen.
Weiters sind hier zu erwähnen (Wikipedia):
Tolusch-Geller-Gambit
Im Tolusch-Geller-Gambit überlässt Weiß im Gegensatz zur Alapin-Variante Schwarz die Möglichkeit, mittels b7–b5 den Bauern c4 zu decken und übernimmt mit
3. Sg1–f3 Sg8–f6
4. Sb1–c3 d5xc4
5. e2–e4
die Initiative im Zentrum. Die Hauptvariante ist 5. … b7–b5 6. e4–e5 Sf6–d5 7. a2–a4 e7–e6 8. a4xb5 Sd5xc3 9. b2xc3 c6xb5 10. Sf3–g5 Lc8–b7 11. Dd1–h5 g7–g6 12. Dh5–g4 Lf8–e7.
Aljechin-Variante
Die Aljechin-Variante ähnelt von der Grundidee dem Tolusch-Geller-Gambit. Sie entsteht nach
3. Sg1–f3 Sg8–f6
4. Sb1–c3 d5xc4
5. e2–e3
In der Aljechin-Variante ist der weiße e-Bauer im Gegensatz zu diesem jedoch nicht angreifbar. Dadurch gewinnt Weiß Zeit, sich nach 5. … b7–b5 6. a2–a4 b5–b4 sofort des Rückgewinns des Bauern c4 anzunehmen. Die Abspiele 7. Sc3–a2 e7–e6 8. Lf1xc4 oder 7. Sc3–b1 Lc8–a6 8. Dd1–c2 e7–e6 9. Lf1xc4 erreichen mühelos dieses Ziel.
Chamäleon-System
Das von Tschebanenko popularisierte Chamäleon-System
3. Sg1–f3 Sg8–f6
4. Sb1–c3 a7–a6
hat den Bauernvorstoß 5. … b7–b5 im Sinn. Weiß kann sich dieses Vorstoßes seinerseits mittels 5. c4–c5 erwehren, wodurch Weiß Raumvorteil erhält. Schwarz kann seinerseits versuchen, die weiße Bauernstruktur mittels 5. … Sb8–Sd7 nebst 6. … b7–b6 aufzuhebeln.
Winawer-Gegengambit
Das Winawer-Gegengambit entsteht nach den Zügen
3. Sb1–c3 e7–e5.
Weiß hat die Möglichkeiten, das Gambit mittels 4. d4xe5 d5–d4 anzunehmen, mittels 4. e2–e3 abzulehnen oder den Zwischenzug 4. c4xd5 zu machen. Möglich sind dort 4. c4xd5 c6xd5 5. d4xe5 d5–d4 6. Sc3–e4 Dd8–a5+ mit Rückgewinn des Bauern, oder 4. c4xd5 c6xd5 5. Sg1–f3 e5–e4 6. Sf3–e5 Sb8–c6 mit völligem Ausgleich.
Seltene Abspiele
Das Fianchetto des schwarzen Lf8 wurde in der Partie Lasker – Schlechter, Berlin 1910, 10. Wettkampfpartie eingeführt.
Igor Rausis versuchte sich als Schwarzer mit der nachträglichen Annahme 3. Sg1–f3 d5xc4 4. e2–e3 Lc8–e6 (5. Sf3–g5 scheitert am Doppelangriff Dd8–a5+) und als Weißer mit 3. Sg1–f3 Sg8–f6 4. Dd1–c2 d5xc4 5. e2–e4
Stellungen nach 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 c7–c6 3. Sg1–f3 Sg8–f6 4. g2–g3 können wegen der geplanten Aufstellung des weißen Läufers auf g2 zur Katalanischen Eröffnung gezählt werden.

Wilhelm Steinitz – Weltmeister 1886

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1. Schachweltmeisterschaft 1886

Ende 20. Partie
Die erste offizielle Schachweltmeisterschaft fand 1886 in New York, St. Louis, New Orleans zwischen Wilhelm Steinitz (Österreich-Ungarn) gegen Johannes Zukertort (UK) mit 20 Partien statt, siehe Schachweltmeisterschaft 1886 auf Wikipedia.
Hier finden Sie das PGN-File WM1886 mit den unten angeführten 20 Partien.

1. Spiel der WM 1886 Damengambit, Slawische Verteidigung D10


(Stand: Steinitz 1 : 0 Zukertort)

2. Spiel der WM 1886 45 Scotch Game: Schmidt Variation


Durch ein nicht optimales Springermanöver in der Eröffnung gab Steinitz seinem Gegner die Initiative. Nach wechselhaftem Verlauf errang Zukertort den Sieg (Stand: Steinitz 1 : 1 Zukertort).

3. Spiel der WM 1886 Damengambit, Slawische Verteidigung, D10

4. Spiel der WM 1886 Spanisch, Rio-de-Janeiro-Variante, C67

5. Spiel der WM 1886 Damengambit, Slawische Verteidigung, D10

6. Spiel der WM 1886 Spanisch, Rio-de-Janeiro-Variante, C67

7. Spiel der WM 1886 Damengambit, Verbesserte Tarrasch-Verteidigung, D40

8. Spiel der WM 1886 Spanisch, Rio-de-Janeiro-Variante, C67

9. Spiel der WM 1886 Angenommenes Damengambit, D26

10. Spiel der WM 1886 Spanisch, Rio-de-Janeiro-Variante, C67

11. Spiel der WM 1886 Vierspringerspiel, Symmetrie-Variante, C49


12. Spiel der WM 1886 Spanisch, Rio-de-Janeiro-Variante, C67


13. Spiel der WM 1886 Angenommenes Damengambit, D26


14. Spiel der WM 1886 Spanisch, Rio-de-Janeiro-Variante, C67


15. Spiel der WM 1886 Abgelehntes Damengambit, Canal-Prins-Gambit, D50


16. Spiel der WM 1886 Spanische Partie, Berliner Verteidigung, C65


17. Spiel der WM 1886 Abgelehntes Damengambit, D60


18. Spiel der WM 1886 Spanische Partie, Berliner Verteidigung, C65


19. Spiel der WM 1886 Abgelehntes Damengambit, D53

20. Spiel der WM 1886 Wiener Partie, Steinitz-Gambit, C25

In der 20. Partie spielte Steinitz sein berüchtigtes Steinitz-Gambit, das Weiß einen sofortigen Wanderkönig beschert. Zukertort spielte die Verwicklungen jedoch nicht in bester Weise und verlor nach einem groben Fehler im 15. Zug die Dame. Die Aufgabe im 19. Zug machte diese Partie zur kürzesten entschiedenen Partie einer Weltmeisterschaft. Diesen Status verlor sie erst durch die 8. Matchpartie der WM 2012, die nur 17 Züge dauerte. 1. e4 e5 2. Sc3 Sc6 3. f4 exf4 4. d4 d5 5. exd5 Dh4+ 6. Ke2 De7+ 7. Kf2 Dh4+ 8. g3 fxg3+ 9. Kg2 Sxd4 10. hxg3 Dg4 11. De1+ Le7 12. Ld3 Sf5 13. Sf3 Ld7 14. Lf4 f6 15. Se4 Sgh6?? 16. Lxh6 Sxh6 Nun entscheidet eine kleine Kombination mit Qualitätsopfer, Fesselung und Gabel. 17. Txh6 gxh6 18. Sxf6+ Kf7 19. Sxg4 1:0 (Stand: Steinitz 12,5 : 7,5 Zukertort)

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Wilhelm Steinitz – Weltmeister 1886 – 1894

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Wilhelm Steinitz, der erste Schachweltmeister (1886 bis 1894) war Österreicher, bzw. österreichisch-amerikanischer Böhme – nun, Österreicher bin ich auch schon, mit dem Weltmeister hapert es halt noch ein wenig. 😉
Hier ist eine pgn-Datei mit 590 spielen mit Steinitz: Steinitz
Auch enthalten sind die Weltmeisterpartien vom Weltmeister Wilhelm Steinitz (1886–1894).
Steinitz war eine Kämpfernatur und scheute keine Auseinandersetzung. Wie schon vor dem Wettkampf mit Zukertort wählte er sich erneut den erfolgreichsten und seine Stellung in der Schachwelt am ehesten bedrohenden Spieler zum Kampf um den Weltmeistertitel. So verteidigte er seinen Titel in Wettkämpfen 1889 (gegen Tschigorin), 1890 (gegen Gunsberg) und 1892 (wiederum gegen Tschigorin). 1894 musste sich Steinitz dem jungen deutschen Talent Emanuel Lasker geschlagen geben. Den Verlust seines Titels erkannte er aber erst an, nachdem er 1896 einen Revanchekampf gegen Lasker ebenfalls verloren hatte.

Wissenswertes (Stellungsbewertung, Strategie, Eröffnungstheorie, Endspieltheorie, …), Partien und die Biographie findet man auf der Wikipedia-Seite hier gehe ich noch auf die zwei Eröffnungen von ihm ein, nämlich die Steinitz-Verteidigung und die Moderne Steinitz-Verteidigung.

Die Spiele sind alle sehenswert und man sieht viele Eröffnungen, wobei neben Ruy Lopez das Königs-, Damen- und Evansgambit oft vorkommt, aber auch die Wiener Partie sieht man des öfteren – hier eine davon:

Artikel zu Wilhelm Steinitz

Play Like Wilhelm Steinitz
Play Like Wilhelm Steinitz – eine Übung auf chess.com von Jeremy Kane

1.) Steinitz vs von Bardeleben

Es hat mich gewundert, weshalb Curt von Bardeleben mit Schwarz im 27. Zug mit dem König Kf8 gezogen ist, statt mit der Dame den Turm zu schlagen. Der Computer hätte jedenfalls den Turm geschlagen. Nichts desto trotz eine sehr bemerkenswerte Partie.

Weblinks: